PNP: 16.06.2015
Sie lassen das Holzland erbeben
Reischachs Böllerschützen laden zum 1. Südost-Oberbayerischen Kanonen- und Standböllertreffen
Reischach. Ein lautstarkes Spektakel kündigt sich im Holzland an: Die Reischacher Böllerschützen richten am Sonntag, 21. Juni am Sportplatzgelände an der Aushofener Straße das erste Südost-Oberbayerische Kanonen- und Standböllertreffen aus.
In einem Umkreis von zirka 200 Kilometern ist es das erste Zusammentreffen dieser Art und Größe. Erwartet werden zu dem Ereignis nach derzeitigem Stand rund 100 Böllerer aus 23 Vereinen mit insgesamt 26 Kanonen und 18 Standböllern im Reisegepäck. Die Formationen kommen unter anderem aus Rain am Lech, Erlangen, Augsburg, Fürth und Neustadt/Donau, aber auch aus dem näheren Umkreis. Angekündigt haben sich hier die Vereine aus Eggenfelden, Geratskirchen, Neuötting, Mühldorf und die Nachbarschützen aus Arbing sowie einige mehr.
Die Veranstaltung beginnt bereits um 10 Uhr mit einem Frühschoppen. Bis etwa 12 Uhr werden die Vereine am Schießplatz erwartet, wo die Kanonen und Standböller von den Zuschauern besichtigt werden können. Beginn des Platzschießens ist dann ab 14 Uhr. Bereits vor und auch während des Schießens werden die Goaßlschnalzer des Trachtenvereins "D’ Reischachtaler" eine Kostprobe ihres Könnens geben. Gegen 15.15 Uhr ist eine Verlosung mit tollen Preisen vorgesehen, teilen die Böllerschützen mit. Das Fest soll bei jedem Wetter stattfinden, jedoch hoffen die Verantwortlichen auf ideale Wetterbedingungen und damit einen guten Besucherzuspruch aus Nah und Fern. Für das leibliche Wohl mit musikalischer Unterhaltung ist dabei bestens gesorgt, so Erster Böllerschützenmeister Anton Maier.
Nur Schall und Rauch, aber doch sehr eindrucksvoll: Anton Maier feuert mit dem Böller. − Foto: mbu
PNP: 23.06.2015
Weißer Rauch und der Geruch von Pulver
20 Böllervereine beim 1. Südost-Oberbayerischen Kanonen- und Standböllertreffen am Sportplatz.
Mit donnernden Salven, weißem Rauch und Pulvergestank liefen die Reihenfeuer auf dem Sportplatz ab. Fotos: Buchberger
Reischach. Nur kurz hatten die Organisatoren Sorgenfalten auf der Stirn: Nach ein paar Regentropfen verzog sich die dunkle Wolke am Himmel rechtzeitig und das 1. Südost-Oberbayerische Kanonen- und Standböllertreffen konnte am Sonntagnachmittag weitgehend trocken über die Bühne gehen.20 Böllerschützenvereine aus einem nahen und weiten Umfeld hatten sich zur Präsentation ihrer lautstarken Passion am oberen Sportgelände eingefunden – mit insgesamt 25 Kanonen und 18 Standböllern im Reisegepäck. Nach den Begrüßungsworten von 1. Böller-Vorstand Anton Maier war dies das bislang erste Kanonen- und Standböllertreffen in einem Umkreis von 200 Kilometern. Rund 300 Besucher wollten sich dieses akustische, zugleich auch visuelle Spektakel nicht entgehen lassen, sie säumten aus sicherer Entfernung den Schauplatz.
Nicht nur die Kanone, auch ihre Tracht aus dem 19. Jahrhundert wussten die beiden Böllerer aus Kögning in Szene zu setzen.
Nach dem Vorstellungsschuss der einzelnen Vereine baten die Schützenmeister Anton Maier und Namensvetter Egid Maier mit ihren Kommandos die in Stellung gebrachten Formationen zur weiteren Schussabfolge. Über ein langsames Reihenfeuer, gefolgt von einem getrennten Kanonen- und Standböllersalut, luden und verdämmten die Schützen ihre Kanonen und Standböller zum schnellen Reihenfeuer – ein ohrenbetäubender Lärm, der ohne Ohrstöpsel nicht auszuhalten war. Nicht der laute Knall sei es, der die Schützen veranlasse, zu böllern, vielmehr die Überlieferung eines uralten Glaubens, sagte Gauschützenmeister Sebastian Kamhuber in seinem Grußwort. Damit solle nach Jahrhunderte alter Tradition Unheil abgewendet werden. Neben Kamhuber begrüßte auch Bürgermeister Herbert Vilsmaier die zum Teil weit her gereisten Böllerer.
Begeistert von der kleinsten Böllerkanone auf dem Platz zeigte sich der 3-jährige Kilian aus Reischach, ebenso wie sein Vater .
Für jeweils 250 Kilometer Anreise durften schließlich die Böllerer aus Nesselwang im Allgäu und ihre Kollegen aus dem mittelfränkischen Fürth eine kleine Erinnerungskanone mit nach Hause nehmen. Weniger weit hatten es die benachbarten Arbinger Böllerschützen: Sie stellten mit zehn Schützen allerdings die größte Teilnehmergruppe und heimsten dafür ebenso die Ehren-Kanone ein. Stars des Nachmittags waren aber zweifellos die Kanonen unterschiedlichster Ausführung. Sie wurden bereits vor Beginn des Platzschießens neugierig beäugt. Als Publikumsmagneten am Schießplatz erwiesen sich dabei eine gut 100 Jahre alte Wetterkanone und eine ebenso betagte hölzerne Salut-Kanone. War es zu Beginn des Platzschießens als Reischacher Willkommensgruß noch die abgespielte Bayernhymne, so schickten die Gäste zum Abschluss einen gemeinsamen bombastischen Salutschuss aus allen Kanonen und Standböllern in das Holzland. Er sollte die Reverenz an die Gastgeber für eine großartig organisierte Veranstaltung sein. Schützenmeister Anton Maier zeigte sich nach dem Schießen erleichtert: "Wir sind froh, dass sich die lange Vorbereitung mit einem Wust an Genehmigungen gelohnt hat, es hat alles geklappt". Alle Mitglieder des kleinen Vereins hätten für das Gelingen an einem Strang gezogen, sagte er dem Anzeiger nicht ohne Stolz. – mbu